Quittenmania

Der Herbst hat sich in unserem Garten niedergelassen. Selbstbewusst vertrieb er den Sommer und als Wiedergutmachung malte er die Büsche und den Baum bunt an. Es sieht schön aus und deshalb habe ich ihn gewähren lassen. Trotz der dürren Blätter, die er stets vom Garten des Nachbarn zu uns rüber pustet. Dafür hat er sich hervorragend um die Früchte unseres Quittenbaumes gekümmert. Liebevoll hat er jede einzelne Quitte in ein tiefes Gelb verwandelt und sie in ihrem Wachstum bestärkt. Was für eine Pracht!

Gefühlte 100 Kilo durften wir dieses Jahr wieder ernten. Voller Euphorie habe ich mich in der Küche ans Werk gemacht. Marmelade, Gelee, Chutney, Kuchen, Mus oder was es auch immer werden sollte. Inzwischen sind drei Tage vergangen und ich könnte, gelinge gesagt, diese Quitten auf den Mond schiessen! Egal wie viele Marmeladengläser bereits das Regal zieren, die Quitten werden optisch nicht weniger. Mein Vorstoss, dieses gelbe Obst im Freundeskreis zu verteilen, stiess teilweise auf Ablehnung. Die Arbeit sei zu aufwendig. Nebst dem Gärtner, der kistenweise Quitten mitgenommen hat, konnte ich auch meine Nachbarn für die tolle Frucht begeistern. Wie mein Sohn jedoch festgestellt hat, logieren die Quitten seither auf deren Terrasse und schauen in eine faulige Zukunft.

So befinde ich mich immer noch im Quitten-Verarbeitungswahn. Leichter Ärger löst die anfängliche Euphorie ab, während ich über Nacht die Quitten im Topf ertränke. Am nächsten Morgen versuche ich, um den Dingern Saft zu entziehen, sie mittels eines Tuches zu erwürgen. Dies gelingt mir nicht schlecht und das gekochte Endprodukt lässt sich geniessen. Meinem Kriegsbeil fallen tagelang unzählige Quitten zum Opfer, doch die Küche duftet herrlich nach Herbst. Na ja, vielleicht ein wenig zu sehr… Als ich während einer entspannenden Massage dem Physiotherapeuten von meinem Quittendilemma erzähle, meint der gute Mann erleichtert: “Jetzt weiss ich, woher dieser Duft kommt! Sie riechen nach Quitte! Falls sie ein Glas übrig haben, bin ich gerne ein Abnehmer.” Du meine Güte, ich bin zur Quitte mutiert!

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