Archiv für den Monat: September 2014

Der erste Schultag

Dem ersten Schultag haben meine Kinder mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen. Einerseits waren sie auf das Neue gespannt, andererseits hatten sie grosse Bedenken. Noch in der Schweiz wurde ihnen eingetrichtert, wie sehr sie dann auf der deutschen Schule gehänselt werden. Nichts von alledem ist eingetroffen. Die Kinder wurden in der Schule positiv aufgenommen. Wiederum bot die Tatsache, dass wir aus der Schweiz stammen, Anlass zur Bewunderung. Die Mitschüler sahen sich sogar ermutigt, ihr Wissen über die Eidgenossenschaft mitzuteilen.

Es beschämt mich, wenn ich daran denke, wie gerade die Deutschen in der Schweiz teilweise behandelt werden. Ich will das nicht pauschalisieren. Ich erzähle nur von meinen Eindrücken, die ich zum Beispiel von diversen Kollegen bei meiner Arbeit gewonnen oder aus Diskussionen und Berichten von Mitbürgern mitbekommen habe. Selbst ich wurde angegangen: „Was, du hast dir einen Neckermann angelacht? Wie konntest du nur?“ 

Mag sein, dass es in der Natur des Bayern liegt, der aus meiner Sicht ein friedvoller, geselliger Mensch ist. Wir auf jeden Fall wurden mit offenen Armen empfangen. Fazit der Geschichte: 
1:0 für Deutschland!

Wir wandern ein

Die Entscheidung, die Schweiz in Richtung Deutschland zu verlassen, fiel mir persönlich nicht schwer. Schon länger hatte ich mich mit dem Gedanken eines Wandels angefreundet. Nur war ich zu bequem oder die Schmerzgrenze des Selbsterhaltungstriebes war noch nicht erreicht, als dass ich an meiner damaligen Situation was geändert hätte. Auf jeden Fall wartete ich auf irgendwas, das irgendwann aus heiterem Himmel eintreffen könnte. Seit 25 Jahren war ich nun schon in der selben Branche tätig, davon 21 Jahre im gleichen Unternehmen. Die Arbeit gefiel mir gut, weil ich den Kontakt mit den Menschen genoss. Das Team hat sich in all den Jahren immer wieder geändert, was auch einen gewissen Reiz mit sich brachte. Leute kamen, Leute gingen. Was blieb war die inzwischen veraltete Büroeinrichtung und ich, ebenfalls nicht mehr ganz so taufrisch.

Die Veränderung ist dann auch tatsächlich eingetroffen und so kam es, dass ich meine Zelte in der Schweiz abbrach und als Einwanderer beim bayrischen Landratsamt anklopfte… meine drei nicht wirklich motivierten, aber ausgiebig pubertierenden Kinder im Schlepptau!

Unser erstes Erlebnis mit einer deutschen Behörde hat uns ganz schnell aufgezeigt: Deutsche Mühlen mahlen zwar etwas umständlicher, aber dafür äusserst sympathisch. Wir wurden stets herzlich empfangen und geduldig angehört. Dabei wurden wir wegen unserem Dialekt gelobt. Der sei ja so schön und die Bayern hätten sowieso ein Faible für die Schweiz. Auf der Einwanderungsbehörde hat man mich sogar auf die günstigere Variante der Niederlassungspapiere aufmerksam gemacht. „Wählen Sie doch anstelle der Karte die Papierform – kostet einen Drittel und erfüllt den gleichen Zweck.“ Ist mir sowas in der Schweiz schon mal passiert? Ich glaube kaum.

Nach der Anmeldung auf der Ausländerbehörde habe ich vor Ort auch mein neues Nummernschild gekriegt. Wie praktisch! Nicht genug der Annehmlichkeiten, nein, draussen hat sich ein netter Herr sogleich angeboten, mir mein neues Nummernschild noch zu montieren. Natürlich steht die Adresse seiner Garage auf dem Rahmen, aber das stört mich nicht. Ich war froh, dass er meinen unbeholfenen Versuch, das Schild am Auto zu befestigen, unterbrochen und die Angelegenheit zum Abschluss gebracht hat.

Was die administrative Abwicklung angeht, so gäbe es bestimmt noch Verbesserungsbedarf. Wie zum Beispiel beim deutschen Zollformular. Kaum zu glauben, wie es möglich ist, dermassen viele Fragen auf eine Seite zu packen. Der Ersteller dieses Formulars leidet bestimmt nicht an Sehschwäche und ein Schweizer war er garantiert auch nicht. Da sind die Eidgenossen spartanischer. Abmeldeschein, Stempel drauf und tschüss… aber natürlich nur, wenn die Steuern bezahlt sind. Da sind sie dann wieder ganz penibel.

Alltag

Wie bereitwillig wir doch 
den weit geöffneten Armen 
des Alltags entgegenrennen!
Uns einhüllen lassen 
in dessen monotones Kleid, 
während die Wärme 
des schwindenden Traumes 
uns noch versucht 
an vergangenem Schönen festzubinden. 
Willkommen zurück im Alltag!